Erinnern an die Opfer der Nationalsozialistischen Gewalt, Villach / Kärnten


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GESTORBEN ALS OPFER DES NS-REGIMES
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ANTON KOPEREK

Anton Koperekgeboren am 28. Februar 1902 in Essen a.d. Ruhr
gestorben am: 11. November 1942 im KZ Dachau
zuletzt wohnhaft: Kreuzen bei Paternion


 

Anton Koperek entstammte einer kinderreichen Bergarbeiterfamilie aus dem Ruhrgebiet. Nach dem Besuch der achtklassigen Volksschule in Essen absolvierte er die Studienanstalt bei den Steyler Missionaren und legte im Juni 1923 die Reifeprüfung ab. Anschließend besuchte er das Priesterseminar der Diözese Gurk in Klagenfurt, wo er im Juni 1928 zum Priester geweiht wurde. Es folgten Anstellungen des jungen Priesters als Kaplan im Markt Griffen, Pörtschach am Wörthersee, Arnoldstein, Greifenburg, St. Martin bei Villach, St. Veit an der Glan, St. Stefan am Krappfeld und St. Andrä im Lavantal. Während seiner Tätigkeit als Kaplan, machte Anton Koperek an der Karl-Franzens-Universität in Graz das Doktorat in Theologie und später das Doktorat der Rechte. Ab Mai 1937 war er als Pfarrer in der Kreuzen bei Paternion tätig, wo er sich kritisch zur NS-Euthanasie und zur Vertreibung der Kärntner Slowenen äußerte. Da er die polnische Sprache beherrschte, hatte er gute Kontakte zu den dortigen polnischen Zwangsarbeitern, die auch öfters die Messe besuchten. Das wurde von der Gestapo nicht gebilligt und war auch der Grund für seine Verhaftung. Polnischen Zwangsarbeitern war es verboten gemeinsam mit Deutschen in die Kirche zu gehen. Am 28. Mai 1942 wurde er von der Villacher Gestapo verhaftet, drei Tage später in die Gestapohaft nach Klagenfurt überstellt, und ein Monat später am 13. Juli 1942 als „Schutzhäftling“ in das KZ-Dachau eingeliefert, wo er unter der Gefangenennummer 31534 registriert wurde. Am 17. Dezember 1942 bekam seine Mutter Anna Koperek, die bei ihrem Sohn Franz Koperek in St. Paul bei Ferndorf wohnte, die Nachricht, dass ihr Sohn Anton am 11. November an den Folgen eines „Darmkattarh“ gestorben ist. Am 28. März 1943 wurde die Aschenurne von Anton Koperek bei der Kirche in der Kreuzen beigesetzt.

Nach dem Krieg, im Jahre 1950, beabsichtigte Elisabeth, eine Schwester von Anton Koperek, den Fall vor Gericht aufrollen, um die Schuldigen am Tod ihres Bruders zu ermitteln. Letztlich ging es ihr darum, jene Personen in der Kreuzen zu ermitteln, die ihren Bruder an die Gestapo verraten haben, damit diese ihre Schuld öffentlich eingestehen. Ganz im Sinne einer christlichen Wertvorstellung ist das ist der erste und wichtigste Schritt, sowohl für die Täter, als auch für die Opfer, um mit dieser schrecklichen Vergangenheit zu Rande zu kommen. Sie wandte sich auch an den damaligen Pfarrer in der Kreuzen, der jedoch davon nichts wissen wollte. In einem längeren Brief antwortete er ihr: [ … ] „ aufjeden Fall muss ich Sie bitten die Angelegenheit ihres verstorbenen Bruders auf sich beruhen zu lassen, denn ein Aufrollen dieser Frage würde große Schwierigkeiten in die Seelsorge der Pfarre Kreuzenhineinbringen“. Zum Schluss des Briefes, falls die Schwester trotzdem darauf besteht, drohte er ihr: [ … ] „sollten Sie aber dennoch meinen Rat nicht befolgen, dann müsste ich, trotz meiner Freundschaft für Ihren verstorbenen Bruder Franz, meine Hilfe zurückziehen, in den fürihn so verwickelten Testamentsangelegenheiten“. Mit einem Wort: er wollte darüber keine Diskussion in seiner Gemeinde und alles unter den Teppich kehren, was ihm leider auch gelungen ist.

Heute ist beim Eingang der Kirche eine Gedenktafel für Anton Koperek angebracht.

Franz Koperek, der um zwei Jahre ältere Bruder von Anton Koperek, war ebenfalls Pfarrer. Er betreute die Pfarre in St. Paul bei Ferndorf im Drautal. Da auch er die polnische Sprache beherrschte und deshalb verdächtigt wurde Kontakte zu den polnischen Zwangsarbeitern zu haben, hatte er andauernd Schwierigkeiten mit der Ortsgruppenleitung und mit der Villacher Gestapo. Franz Koperek hat die Nazizeit überlebt und ist bald nach dem Krieg, im Jahre 1947, verstorben.

Quelle: Diözesanarchiv, Personalakte Koperek; DÖW 1282, 6241, 8388; Personalstand Diözese Gurk 1938-1942; Nekrologium der Diözese Gurk; Lenz, Christus von Dachau; alles zitiert nach Andrea Lauritsch in alpe adria 5/94. Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau. Gedenktafel auf der Außenmauer der Kirche in der Kreuzen bei Paternion. Gegen den Nationalsozialismus, A. Walzl, S. 158. Das Jahr 1938 in Kärnten und seine Vorgeschichte, W. Wadl und A. Ogris, S. 235. Blutzeugen des Glaubens, Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Dom Verlag, S.149. Kontakt über E-mail mit Albert Koperek, Neffe von Anton Koperek, wohnhaft 45289 Essen, Taubenstraße 4b.

 

Bemerkungen zu den Quellen
Literaturhinweise